Apfel ist eines der wichtigsten landwirtschaftlichen Produkte in Südtirol. Dabei werden von der landwirtschaftlichen Gesamtfläche nur knapp drei Prozent für den
Apfelanbau genutzt, insgesamt 18.000 Hektar. Wer sich im Tal bewegt, bekommt einen anderen Eindruck. Apfelbäume soweit das Auge reicht und tatsächlich ist der Apfelanbau einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige der Region.
Die insgesamt knapp vier Hektar großen Apfelanlagen von
Martin Pillon am Bruggnhof liegen etwas südlich von Kaltern. Drahtig ist der Mann, es ist ihm anzusehen, dass er viel draußen in der Natur arbeitet und seine Augen leuchten. Will man von ihm etwas über Äpfel wissen, ist er kaum zu bremsen. Er erzählt gern von seiner Arbeit auf den Wiesen, deshalb ist er auch
Apfelbotschafter geworden. Wie es dazu kam?
„Ich bin da fast ein bisschen reingeschlittert. Eigentlich habe ich etwas ähnliches schon gemacht, als es die sogenannten „Apfelbotschafter“ noch gar nicht gab. Eine Kollegin meinte,
Apfelführungen für den Tourismusverein, das wäre etwas für mich. Phuu. Erst war ich unsicher, doch dann habe ich mich getraut und es nie bereut. Bei den Gästen kommt es gut an, sie sehen den Apfel danach aus einem ganz anderen Blickwinkel, können ihn anders wertschätzen.“
Viele Jahre ist Martin Pillon dann zu Apfel-Veranstaltungen nach Deutschland gefahren. Immer im Winter, wenn in den Apfelwiesen Ruhe einkehrt, hat er in Märkten oder auf Messen wie der Berliner „Grünen Woche“ oder der Mailänder „Artigiano in Fiera“ die
Südtiroler Äpfel präsentiert.
„Am liebsten ist mir aber das
Apfel-Schulprojekt. Kreuz und quer fahre ich durch ganz Südtirol, um den Kindern der 4. Klassen in den Grundschulen etwas über unsere Arbeit zu erzählen. Da bin ich für ein oder zwei Stunden quasi ein Lehrer, voll nett. Es gibt gutes Informationsmaterial und einen tollen Film, das kommt bei den Kids gut an.“
Immer wieder drehen sich die Gespräche bei Martins Führungen um den
Pflanzenschutz. Er erzählt, dass kein Bauer froh ist, die Behandlungen durchführen zu müssen. Aber sobald die Knospen im Frühjahr aufbrechen, kann ein Pilz schon auf das Blatt gelangen und damit den Baum infizieren. „Es gibt Vergleichsflächen, auf denen nicht behandelt wird und da sehen wir, dass das leider keine Option ist.“ Deshalb hat sich Südtirol schon in den 1980er Jahren für den
integrierten Anbau entschieden. Das bedeutet mit der Natur zu gehen, Nützlinge zu fördern, und Pflanzenschutzmittel nur dann einzusetzen, wenn kritische Mengen von Schädlingen vorhanden sind. Die Auflagen und Kontrollen sind streng, die Strafen hoch. „Früher ist ein Bauer abends müde ins Bett gefallen, heute sitze ich noch lange am Schreibtisch und fülle digitale Formulare und Protokolle aus. Jeder Apfel im Supermarkt lässt sich zurückverfolgen bis zum Hof auf dem er gewachsen ist.“
Martin Pillon zeigt auf einen roten Draht im Baum. „Seit einigen Jahren müssen wir Bauern nicht mehr gegen den Apfelwickler, den Wurm im Apfel, behandeln. Forscher haben den Duft der begattungsbereiten Weibchen nachempfunden, welche durch sogenannte Dispenser in den Apfelanlagen versprüht wird. Die fast blinden Männchen sind orientierungslos und finden die Weibchen nicht mehr um sich fortzupflanzen - so haben wir mit einer biotechnischen Maßnahme diesen Schädling unter Kontrolle bekommen. Es ist alles in Bewegung, wir lernen ständig dazu.“
Das Jahr in den Apfelwiesen ist fordernd. Die Bäume müssen gedüngt und mehrfach verschnitten werden. Die Blüten müssen vor Frostnächte geschützt werden. Ständige Kontrollen gegen Schädlinge und die Pilzbekämpfung vor jedem Regen sind wichtige Aufgaben. „Am Ende geht es darum, die bestmögliche Frucht auf dem Baum zu haben. Am liebsten sehe ich dann ganz viel rot!“ Mit der Ernte von August bis November kommt für Martin Pillon der Lohn der Arbeit. „Noch lieber mag ich allerdings die Blütezeit, wenn die Sonne im Frühling wieder alles zu Leben erweckt, Bienen und Hummeln durch die Wiese schwirren und es so herrlich duftet.“
© Foto: IDM Südtirol/Thomas Roetting